Hallo! Mein Name ist Nathalie Rettenbacher. Ich spreche heute für Trans Femme Fatale hier.
Heute ist der internationale feministische Kampftag. Heute ist der internationale Frauenkampftag.
Wir müssen uns den Begriff Frauenkampftag nicht wegnehmen lassen. Zu einem sehr, sehr großen Teil haben Frauen diesen Tag erkämpft.
Und Frauen sind hier.
Neben nicht-binären und inter Personen, trans und inter Männern sind vor allem Frauen bedroht.
Cis und trans Frauen.
Wir trans Frauen müssen uns mit cis Frauen und allen anderen, die körperliche Selbstbestimmung auch betrifft, solidarisieren. Gemeinsam sind wir mehr. Wir sind alle Feindbild der Faschos, der FPÖ, der katholischen Kirche, der Aktion Leben. Wenn trans Frauen für den Zugang für Abtreibung kämpfen, kämpfen sie für ihre eigenen Rechte, wenn cis Frauen für den Zugang zu Hormonersatztherapie für trans Frauen kämpfen, dann kämpfen sie für ihre eigenen Rechte.
Eine Bekannte, eine cis Frau in der Menopause, hat mir eine Flasche Estrogel in die Hand gedrückt, nachdem ich mit ihr über die Nicht- und Unterversorgung von trans Frauen mit Hormonen gesprochen habe. Eine kleine Geste, aber die Bedeutung für mich persönlich war unermesslich. Ich finde, wir brauchen uns nicht verstecken, wir müssen Strukturen schaffen, die unabhängig sind, von einem Staat, der schon immer Kontinuitäten zu Faschismus hatte, der noch faschistischer wird, der uns immer schon vorschreiben wollte, was wir dürfen und was nicht.
Wir müssen solidarisch sein mit der kurdischen Frau, die abgeschoben wird.
Wir müssen solidarisch sein mit der trans Teenagerin am Land, die sich das Leben nehmen will, weil sie keinen anderen Ausweg sieht.
Wir müssen solidarisch mit der nicht binären Person sein, die nicht ernst genommen wird in trans Spaces, weil sie diese oder jene medizinische Maßnahme nicht ergreifen will.
Wir müssen solidarisch sein mit der behinderten Frau, die nicht teilnehmen kann, weil wir nicht auf die Barrieren achten, die sie daran hindern.
Wir müssen solidarisch sein mit der Bäuerin am Land, deren Mann gewalttätig ist.
Wir müssen solidarisch sein mit dem inter Kind, deren Geschlecht von außen gewaltsam bestimmt wird.
Wir müssen solidarisch sein mit der Studentin, die sich die Abtreibung nicht leisten kann.
Wir müssen solidarisch sein mit dem trans Mann im Altenheim, dem das Geschlecht abgesprochen wird.
Wir müssen solidarisch sein mit dem nichtbinären Elternteil, der gezwungenermaßen als Mutter eingetragen wird in der Geburtsurkunde seines Kindes.
Wir müssen solidarisch sein mit der Jüdin, wenn SS-Lieder-singende Burschenschafter mit Vernichtungsfantasien bereits in Landesregierungen sitzen.
Wir müssen solidarisch sein mit der Muslima mit Hijab, die aufgrund des Rassismus der Mehrheitsgesellschaft den Job nicht bekommt.
Wir müssen solidarisch sein mit der Ex-Muslima, die den Hijab ablegt, und von ihrer Familie deswegen verachtet wird.
Wir müssen solidarisch sein mit der Sexarbeiterin, die immer und immer wieder, amtlich verordnet, entwürdigende Untersuchungen über sich ergehen lassen muss, um ihrer Arbeit nachzugehen.
Wir müssen solidarisch sein mit der Schwarzen trans Frau, die in mehrheitlich weißen trans Räumen Rassismus ausgesetzt ist.
Wir müssen solidarisch sein mit der Migrantin, der hier, wie jeder fünften Person in Österreich, das Wahlrecht aufgrund rassistischer und klassenbezogener Staatsbürgerschaftsgesetze verwehrt wird.
Wir müssen solidarisch sein mit der Frau auf der Flucht, die brutalster Gewalt seitens Frontex und Polizei ausgesetzt ist.
Wir müssen solidarisch sein mit der Arbeiterin im globalen Süden, die wir für unseren Wohlstand hier in Österreich ausbeuten.
Wir müssen solidarisch sein mit der alten palästinensischen Frau, der, eingesperrt im Gazastreifen, seit 75 Jahren die Rückkehr in ihren Heimatort verwehrt wird.
Wir müssen solidarisch sein mit den Frauen im Kongo, mit der Palästinenserinnen im Westjordanland, indigenen Frauen in Nicaragua, Ukrainerinnen in russisch besetzten Gebieten und so so so vielen mehr, die vertrieben werden und akut von Genozid bedroht sind bzw. mitten in einem leben.
Der Faschismus ist auf der ganzen Welt auf dem Vormarsch, und als Feministinnen müssen wir uns zusammentun, um alle zu verteidigen, die im Fadenkreuz stehen. Entweder ist unser Feminismus intersektional, oder er ist Bullshit. Wir müssen für alle Frauen und alle, die von Sexismus betroffen sind, kämpfen. Keine von uns ist frei, solange wir nicht alle frei sind!
Im FPÖ-Wahlprogramm steht:
“Daher verwehren wir uns gegen permanente Transgender-Gehirnwäsche, die letztlich nur auf eine Zersetzung unserer gesellschaftlichen Grundlagen abzielt.”
Grundlagen wie Rassismus und Sexismus, Antisemitismus, Ableismus und Homo- Transfeindlichkeit. Kontinuitäten, die sich seit der Nazizeit und seit eh immer durchziehen.
Auf die Zersetzung dieser gesellschaftlichen Grundlagen ziel ich ab mit meiner Transgender-Gehirnwäsche. Diese Grundlage “Vaterland”, wie die FPÖ sie hat, möchte ich zersetzen. Coole Kids haben kein Vaterland.
Lasst uns gemeinsam ein Gegenmodell gegen diesen Bullshit bilden. Und zwar für alle von uns, nicht nur einige.
Menschlichkeit. Solidarität.
Danke.