20. November 2023
Link zur Rede auf Youtube
Im letzten Jahr gab es viele Rückschläge für die Akzeptanz von trans, inter und nicht binären Personen weltweit – und auch hier in Österreich wird der Ton immer rauer und gerade die FPÖ sticht hier immer wieder negativ hervor.
Diese wettern ununterbrochen gegen unsere Existenz. Sie sympathisieren mit autokratischen Regimes wie Orban, Meloni und Putin und setzen alles daran, uns unsere hart erkämpften und oftmals auch durch viele Instanzen erklagten Rechte zu nehmen.
Sie sprechen von einer “LGBTQ-Lobby” und “Transgender-Irrsinn der aus den USA nach Europa schwappt” und meinen eigentlich nur ihren Hass gegen alles, was nicht in deren Bild einer Welt, die nur aus “Vater arbeitet, Mutter ist zu Hause und das Kind hat brav die Goschn zu halten und nirgends anzuecken” zu sein scheint.
“Wenn bereits Kleinkinder mit dem Blödsinn indoktriniert werden, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt und sie jederzeit ihr Geschlecht ändern können, dann muss dieser Wahnsinn von den Schwächsten unserer Gesellschaft – den Kindern ferngehalten werden” – Zitat Dominik Nepp
Was ist die Folge dieses Fernhaltens? Zu Beginn dieses Jahres setzte ein 14jähriger trans Junge im Salzburger Pongau seinem Leben ein viel zu frühes Ende.
Mit 14 keine Perspektive als den Suizid sehen zu können, ist eine Folge des Hasses der Faschos der FPÖ und dieser Gesellschaft, eine Folge der Isolation von Kindern gegenüber trans Menschen durch ihre Eltern, des Verschweigens ihrer Existenz.
Im Online Kondolenzbuch des Bestattungsunternehmens findet sich folgendes: “Alles liebe… ich hab ihn gekannt aber bitte wenigstens wenn ihr ihn lebendig nicht mit seinem richtigen namen genannt habt, macht es wenigstens wenn er nicht mehr da ist. Rip small angel”
Sein Name ist dort nicht zu finden.
Lucy Salani, die einzige italienische trans Frau, die ein Konzentrationslager überlebt hat, starb dieses Jahr mit 98 Jahren.
Letztes Jahr starb auch Cloe Bianco.
Bekannt wurde die italienische trans Frau durch ihren in den Medien erwähnten Suizid. Die ursprünglich aus Marcon, Venedig stammende technische Lehrerin an einem Gymnasium, hatte 2015 ihr Coming-out.
Die Eltern mancher Schüler*innen empörten sich über die feminine Präsentation von Cloe.
Alsbald gab es auch Anfeindungen durch die Politik. Elena Donazzan von Fratelli d’Italia, deren Mitglied auch Georgia Meloni ist, bezeichnet deren Coming-out als “Karneval”.
Cloe Bianco wurde später aus ihrer Arbeit verdrängt und dann nach und nach aus der Öffentlichkeit verbannt.
Cloe wollte keine Hormontherapie beginnen. In Italien ist es zwingend erforderlich, mindestens 1 Jahr lang eine Hormontherapie in Anspruch zu nehmen, um den Namen und den Geschlechtseintrag ändern lassen zu können.
Kurz vor ihrem Suizid hinterließ sie noch einen Eintrag auf ihrem Blog und kündigte dort ihren Suizid an.
In ihren letzten Schriften rechtfertigte sie nicht ihre Selbsttötung, sondern schrieb über die Wichtigkeit von Rechten von trans Menschen.
Später fanden Feuerwehrleute ihr Auto, in dem sie aktuell wohnte, in Flammen stehend auf.
Im Inneren des Lieferwagens wurde ihre verkohlte Leiche gefunden.
Italienische Medien, die vom Tod Cloes berichteten, machten keinen Hehl daraus, dass sie, für sie keine Frau war: Viele Artikel italienischer Medien wie die La Stampa verwendeten für Cloe er-Pronomen und nannten ihren Deadname.
Die Geschichte des Suizides von Cloe Bianco, die von starker Diskriminierung bei der Arbeit geprägt war, wurde zu einem Beispiel, wie das tägliche Leben eines trans Menschen in Italien sein kann.
Linke Parteien geben Meloni, der selbsterklärten ‘Postfaschistin’, offiziell eine Mitschuld an dem Suizid.
Heute gedenken wir ihr und allen anderen Menschen, die wir letztes Jahr aufgrund von Hass und Gewalt verloren haben.
Wir sind in unseren Gedanken bei allen, die sich für unsere Rechte einsetzen und deshalb Repressalien erdulden müssen und verfolgt werden.
Gemeinsam sind wir stark und wehren uns gegen die Angriffe und Repressalien die uns entgegenschlagen. Lasst uns aufstehen und gegen den Hass und die Transfeindlichkeit die uns entgegenschlägt kämpfen.
Tag für Tag.
Überall.
Lasst uns Solidarisch unsere Rechte verteidigen.
Wir sind nicht allein,
unser Kampf ist ein miteinander,
ein miteinander aufbegehren gegen Bigotterie und Feigheit,
ein miteinander zusammenhalten,
Wir.
sind.
nicht.
allein!
Niemals vergessen – never forget – mai dimenticare