(English below)
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Im letzten Jahr gab es viele Rückschläge für die Akzeptanz von trans, inter und nicht binären Personen weltweit – und auch hier in Österreich wird der Ton immer rauer und gerade die FPÖ sticht hier immer wieder negativ hervor.
Diese wettern ununterbrochen gegen unsere Existenz. Sie sympathisieren mit autokratischen Regimes wie Orban, Meloni und Putin und setzen alles daran, uns unsere hart erkämpften und oftmals auch durch viele Instanzen erklagten Rechte zu nehmen.
Sie sprechen von einer “LGBTQ-Lobby” und “Transgender-Irrsinn der aus den USA nach Europa schwappt” und meinen eigentlich nur ihren Hass gegen alles, was nicht in deren Bild einer Welt, die nur aus “Vater arbeitet, Mutter ist zu Hause und das Kind hat brav die Goschn zu halten und nirgends anzuecken” zu sein scheint.
“Wenn bereits Kleinkinder mit dem Blödsinn indoktriniert werden, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt und sie jederzeit ihr Geschlecht ändern können, dann muss dieser Wahnsinn von den Schwächsten unserer Gesellschaft – den Kindern ferngehalten werden” – Zitat Dominik Nepp
Was ist die Folge dieses Fernhaltens? Zu Beginn dieses Jahres setzte ein 14jähriger trans Junge im Salzburger Pongau seinem Leben ein viel zu frühes Ende.
Mit 14 keine Perspektive als den Suizid sehen zu können, ist eine Folge des Hasses der Faschos der FPÖ und dieser Gesellschaft, eine Folge der Isolation von Kindern gegenüber trans Menschen durch ihre Eltern, des Verschweigens ihrer Existenz.
Im Online Kondolenzbuch des Bestattungsunternehmens findet sich folgendes: “Alles liebe… ich hab ihn gekannt aber bitte wenigstens wenn ihr ihn lebendig nicht mit seinem richtigen namen genannt habt, macht es wenigstens wenn er nicht mehr da ist. Rip small angel”
Sein Name ist dort nicht zu finden.
Lucy Salani, die einzige italienische trans Frau, die ein Konzentrationslager überlebt hat, starb dieses Jahr mit 98 Jahren.
Letztes Jahr starb auch Cloe Bianco.
Bekannt wurde die italienische trans Frau durch ihren in den Medien erwähnten Suizid. Die ursprünglich aus Marcon, Venedig stammende technische Lehrerin an einem Gymnasium, hatte 2015 ihr Coming-out.
Die Eltern mancher Schüler*innen empörten sich über die feminine Präsentation von Cloe.
Alsbald gab es auch Anfeindungen durch die Politik. Elena Donazzan von Fratelli d’Italia, deren Mitglied auch Georgia Meloni ist, bezeichnet deren Coming-out als “Karneval”.
Cloe Bianco wurde später aus ihrer Arbeit verdrängt und dann nach und nach aus der Öffentlichkeit verbannt.
Cloe wollte keine Hormontherapie beginnen. In Italien ist es zwingend erforderlich, mindestens 1 Jahr lang eine Hormontherapie in Anspruch zu nehmen, um den Namen und den Geschlechtseintrag ändern lassen zu können.
Kurz vor ihrem Suizid hinterließ sie noch einen Eintrag auf ihrem Blog und kündigte dort ihren Suizid an.
In ihren letzten Schriften rechtfertigte sie nicht ihre Selbsttötung, sondern schrieb über die Wichtigkeit von Rechten von trans Menschen.
Später fanden Feuerwehrleute ihr Auto, in dem sie aktuell wohnte, in Flammen stehend auf.
Im Inneren des Lieferwagens wurde ihre verkohlte Leiche gefunden.
Italienische Medien, die vom Tod Cloes berichteten, machten keinen Hehl daraus, dass sie, für sie keine Frau war: Viele Artikel italienischer Medien wie die La Stampa verwendeten für Cloe er-Pronomen und nannten ihren Deadname.
Die Geschichte des Suizides von Cloe Bianco, die von starker Diskriminierung bei der Arbeit geprägt war, wurde zu einem Beispiel, wie das tägliche Leben eines trans Menschen in Italien sein kann.
Linke Parteien geben Meloni, der selbsterklärten ‘Postfaschistin’, offiziell eine Mitschuld an dem Suizid.
Heute gedenken wir ihr und allen anderen Menschen, die wir letztes Jahr aufgrund von Hass und Gewalt verloren haben.
Wir sind in unseren Gedanken bei allen, die sich für unsere Rechte einsetzen und deshalb Repressalien erdulden müssen und verfolgt werden.
Gemeinsam sind wir stark und wehren uns gegen die Angriffe und Repressalien die uns entgegenschlagen. Lasst uns aufstehen und gegen den Hass und die Transfeindlichkeit die uns entgegenschlägt kämpfen.
Tag für Tag.
Überall.
Lasst uns Solidarisch unsere Rechte verteidigen.
Wir sind nicht allein,
unser Kampf ist ein miteinander,
ein miteinander aufbegehren gegen Bigotterie und Feigheit,
ein miteinander zusammenhalten,
Wir.
sind.
nicht.
allein!
Niemals vergessen – never forget – mai dimenticare
Last year, there were many setbacks for the acceptance of trans, inter, and non-binary individuals worldwide – and here in Austria, the tone is growing harsher, especially with the FPÖ consistently standing out negatively.
They incessantly rail against our existence. They sympathize with autocratic regimes like Orban, Meloni, and Putin, doing everything in their power to strip away our hard-fought rights, often secured through numerous legal battles.
They speak of an ‚LGBTQ lobby‘ and ‚transgender madness sweeping from the US to Europe,‘ but what they really mean is their hatred for anything that doesn’t fit into their idealized world of ‚father works, mother stays at home, and the child obediently stays quiet and doesn’t cause any disruptions.‘
‚When even small children are indoctrinated with the nonsense that there are more than two genders and that they can change their gender at any time, this madness must be kept away from the weakest in our society – the children,‘ stated Dominik Nepp.
What are the consequences of keeping this away? At the beginning of this year, a 14-year-old trans boy in Salzburg’s Pongau ended his life far too early.
To see suicide as the only perspective at 14 is a consequence of the fascists‘ hatred from the FPÖ and this society, a result of isolating children from trans individuals by their parents, of concealing their existence.
In the online condolences book of the funeral home, there’s this message: ‚Much love… I knew him, but please, at least if you didn’t call him by his real name while he was alive, do it now that he’s no longer here. Rip small angel.‘ His name is not mentioned there.
Lucy Salani, the only Italian trans woman who survived a concentration camp, passed away this year at 98.
Last year also saw the passing of Cloe Bianco. The Italian trans woman gained attention due to her widely reported suicide. A technical teacher at a high school originally from Marcon, Venice, she came out in 2015.
Parents of some students protested against Cloe’s feminine presentation.
Soon after, there were also hostilities from politicians. Elena Donazzan from Fratelli d’Italia, a party to which Georgia Meloni also belongs, referred to her coming out as ‚a carnival.‘
Cloe Bianco was gradually pushed out of her work and then slowly erased from public view.
Cloe didn’t want to start hormone therapy. In Italy, it’s mandatory to undergo hormone therapy for at least a year to change one’s name and gender marker.
Shortly before her suicide, she left a post on her blog announcing her decision. In her final writings, she didn’t justify her act but wrote about the importance of trans people’s rights.
Later, firefighters found her car, where she was living, engulfed in flames. Inside the van, her charred body was discovered.
Italian media reporting Cloe’s death didn’t hesitate to use ‚he‘ pronouns and her deadname for her: many articles in Italian media like La Stampa referred to Cloe using masculine pronouns and her previous name.
The story of Cloe Bianco’s suicide, marked by severe discrimination at work, became an example of what daily life can be like for a trans person in Italy.
Left-wing parties officially hold Meloni, the self-proclaimed ‚post-fascist,‘ partially accountable for the suicide.
Today, we commemorate her and all others we lost last year due to hate and violence. Our thoughts are with all those who advocate for our rights and endure reprisals and persecution because of it.
Together, we are strong, resisting the attacks and repression directed at us. Let us stand up and fight against the hate and transphobia that confront us. Day by day. Everywhere.
Let us defend our rights in solidarity.
We are not alone,
our fight is together,
a collective rebellion against bigotry and cowardice,
a united front,
We.
are.
not.
alone!
Never forget – never forget – mai dimenticare